Im Neubau und bei einer Sanierung treffen Hausbesitzerinnen und -Besitzer irgendwann auf einen Begriff: Luftdichtheit. Doch was ist Luftdichtheit eigentlich und warum ist sie bei Gebäuden sinnvoll?
Luftdichtheit ist ein zentraler Begriff in der Bauphysik. Wenn ein Bauteil oder Stoff keinen Luftwechsel zulässt, wird von Luftdichtheit gesprochen. Bei einem Gebäude steht insbesondere eine luftdichte Gebäudehülle im Fokus. Das bedeutet, dass ein Haus oder eine Halle von einer luftdichten Schicht Konstruktionsschichten sowie dichten Fenster und Türen umgeben ist, die vor Wärmeverlusten und Feuchtigkeit schützt. Die Luftdichtheit einer Gebäudehülle wird mit einem Blower Door Test nachgewiesen. Eine undichte Stelle wird als Leckage bezeichnet. Eine Leckage ist eine Fehlstelle in der luftdichten Ebene eines Gebäudes, durch die unkontrolliert Luft strömen kann.
Luftdichtheit steht also im engen Zusammenhang mit dem Wärme- und Feuchteschutz, sowie dem Brand- und Schallschutz als auch mit dem Wohnkomfort. Eine luftdichte Hülle bietet daher zahlreiche Vorteile. Fünf Vorteile stellen wir hier genauer vor.
Vorteil Nummer 1 von Luftdichtheit: Wärmeschutz
Einer der größten Pluspunkte der Luftdichtheit ist der verbesserte Wärmeschutz. Teuer beheizte Raumluft bleibt bei einer luftdichten Hülle da, wo sie gebraucht wird: In den Innenräumen. Ein unkontrollierter Luft- und Wärmeverlust nach außen ist Vergangenheit. Dadurch wird die Umwelt vor aufgeheizter Luft bewahrt. Gleichzeitig kann keine kalte Luft von außen eindringen und die erwärmte Luft wieder abkühlen. Somit spart eine luftdichte Hülle deutlich Energie und folglich Geld.
Bei einer luftundichten Gebäudehülle kann es zu unkontrollierten Lüftungswärmeverlusten kommen. Je nach Standort und Nutzung wirken unterschiedliche Kräfte auf ein Gebäude ein und somit auch die luftdichte Gebäudehülle. Vor allem Druckunterschiede in Folge von Wind und Temperaturdifferenzen (sogenannter thermischer Auftrieb) führen dazu, dass es zu unkontrolliertem Luftaustausch durch Leckagen zwischen Innen- und Außenluft kommt, und damit zu ungewollten Wärmeverlusten.
Vorteil Nummer 2: Feuchteschutz
Ein großes Problem einer undichten Außenhülle ist Schimmelbefall aufgrund von Feuchteschäden. Dies kann passieren, wenn feuchtwarme Luft durch undichte Stellen in die Dämmebene eines Hauses eindringen kann. Bei niedrigeren Außentemperaturen kommt es schnell zur Abkühlung der eindringenden warmen Luft an kälteren Schichten. Die Folge ist ein Kondensat-Ausfall: Es sammelt sich dauerhaft zu viel Feuchtigkeit in der Dämmung, sodass Schimmelbefall entstehen kann.
Eine luftdichte Gebäudehülle schützt zuverlässig vor solchen Feuchtigkeitsschäden in der Wärmedämmung, da ein unkontrollierter Wasserdampftransport durch gedämmte Bauteile verhindert wird. Ein durch Leckagen bedingter Bauschaden kann ein Haus unbewohnbar machen und erhebliche finanzielle und gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Eine ausreichend luftdichte Gebäudehülle ist hierbei der wichtigste Weg dies von vornherein zu vermeiden.
Vorteil Nummer 3: Schallschutz
Im eigenen Zuhause, in Seniorenresidenzen, Mehrfamilienhäusern, Büros oder Arbeitshallen ist der passende Schallschutz von enormer Bedeutung für Ruhe, Produktivität und Wohlbefinden. Eine luftdichte Hülle hilft den Schallschutz deutlich zu verbessern. Warum ist das so?
Durch Leckagen wie Fugen oder Löcher innerhalb der luftdichten Gebäudehülle kommt neben warmer Luft und Feuchtigkeit nämlich auch Schall hindurch und kann sich so ungehindert ausbreiten. Dieses Phänomen führt besonders bei Mehrfamilienhäusern oder Bürobauten zu Lärmproblemen. Deshalb ist hier eine ausreichend luftdichte Abgrenzung der einzelnen Wohnungen beziehungsweise Büros zueinander und nach außen zwingend erforderlich, um den Schallschutz nicht zu schwächen.
Laut Studien des Fachverbandes Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB) können Einbußen beim Schallschutz durch Undichtigkeiten bis zu zehn Dezibel betragen. Das entspricht einer wahrgenommenen Verdopplung des Lärms. Also gilt: Je luftdichter, desto weniger Lärm, denn wo keine Luft durchkommt, wird auch die Schallübertragung gehindert.
Vorteil Nummer 4: Brandschutz
Ein vielleicht überraschender Vorteil von Luftdichtheit ist ein erhöhter Brandschutz. Doch wie genau hilft eine luftdichte Gebäudehülle im Falle eines Brandes? Ganz einfach: Im Brandfall ist ein Ziel des Brandschutzes zu verhindern, dass sich schädliche Gase ausbreiten, um die Rettung von Menschenleben zu ermöglichen. Hierbei spielt Luftdichtheit eine wichtige Rolle.
Im Brandfall können Undichtigkeiten in Brandabschnitten zur schnellen Weiterleitung von Hitze und gesundheitsschädlichen Rauchgasen in andere Brandabschnitte führen. Eine wirksame Rettungsarbeit ist dann im schlimmsten Fall nicht mehr möglich.
Vorteil Nummer 5: Komfort
Der fünfte Vorteil von Luftdichtheit bei Gebäuden macht sich besonders im Alltag bemerkbar: Der erhöhte Komfort. Denn Luftdichtheit verhindert Zugluft effektiv und hält den Innenraum warm. Zugerscheinungen beeinträchtigen zwar selten die Gesundheit, aber sie führen zu großen Einbußen beim Wohlbefinden. Fenster, an denen kalte Luft runterströmt, zugige Steckdosen, Kaltluftseen auf Fußhöhe und vieles mehr sind klassische Symptome einer undichten Gebäudehülle. Sowohl bei der Altbausanierung, aber gerade auch im Neubau sind solche Kompromisse beim Komfort nicht hinnehmbar und oft Grund für spätere Reklamationen.
Neben Zugerscheinungen werden dank einer luftdichten Hülle auch Gerüche erfolgreich eingedämmt. Ein gängiger Grund für Streit zwischen Mietern und Vermietern, aber auch Eigentümern und Verwaltern, sind Geruchsbelästigungen in der Wohnung. Wohnbauten und Mehrfamilienhäuser haben häufig mangelhafte Abdichtungen zwischen den einzelnen Nutzungseinheiten. Durch Schächte und Installationswände gelangen unerwünschte Gerüche von einer Wohnung in die nächste.
Noch bedenklicher ist das mögliche Eindringen von Schadstoffen in die Wohnräume. Dies geschieht zum Beispiel durch fachlich falsch ausgeführte Schottungen von Leitungsdurchführungen zu einer Tiefgarage oder Heizungsraum. Ein Thema, das an Aktualität gewinnt, da immer mehr private Tiefgarage für Wohngemeinschaften errichtet werden. Luftdichtheit bei Gebäude bietet sogar noch weitere Vorteile. So kann beispielsweise eine Lüftungsanlage effektiver arbeiten und damit die Raumluftqualität deutlich verbessern.